Das Wort Sport stammt aus dem Englischen („disport“) und bedeutet „Zersteuung, Vergnügen, Zeitvertreib, Spiel“.1 Der Begriff Sport hat einen großen Bedeutungsgehalt in der Umgangssprache. So gibt es z.B. unzählige Sportarten, die in Sportvereinen oder unorganisiert betrieben werden, es gibt Breiten- und Leistungssport, Schul-, Hochschul- und Betriebssport, Frauen- und Männersport, Kinder-, Jugend- und Alterssport, Sport für Behinderte und Nichtbehinderte sowie zielorientierten und ästhetischen Sport. Es wird schnell zu erkennen sein, dass es deshalb unmöglich ist, eine präzise Definition für Sport zu finden.2

Ich gehe hier einen außergewöhnlichen Weg und lege ein Sportverständnis zugrunde, das sich an der Bewegung unserer Vorfahren orientiert. Diese mussten motorisch sehr geschickt sein, wenn sie ihre Behausungen bauten oder ihrer Beute auflauerten und diese jagten. Zudem mussten sie kraftvoll sein, wenn sie gegen ihre Feinde „Mann gegen Mann“ kämpften und sicherlich auch mal schnell, um vor diesen oder vor gefährlichen Tieren zu fliehen. Dazu hatten sie wohl ein ausgeprägtes Ausdauervermögen, um Tage, Wochen oder vielleicht sogar Monate durch die Savanne zu ziehen und neue Jagdgründe zu erkunden. Hierbei hat sich auch die Stressreaktion des Körpers entwickelt, die eigentlich „ein Geschenk der Evolution“3 ist, das uns auf Kampf oder Flucht vorbereitet. Das alles haben wir in uns, lediglich unsere heutige Zivilisation passt nicht mehr dazu, um es auzuleben. Eigentlich müssen wir schon deshalb Sport treiben, um unseren evolutionären Veranlagungen, die über Tausende von Generationen entstanden sind, gerecht zu werden.

Ich verstehe also Sport nachfolgend als einen Mix, der die oben skizzierten, lange geübten Verhaltensweisen abbildet. Es ist ein Sport, der den Menschen geistig fordert und körperlich belastet. Physisch geht es um eine allumfassende Belastung, die die konditionellen Eigenschaften Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit tangiert. Geistig sind Bewegungen gemeint, die eine gewisse Geschicklichkeit erfordern. Eine einzige Bewegungsform und auch viele einzelne Sportarten können dies nicht leisten. Vielmehr soll Sport hier als ein ausgewogener Mix verstanden werden. Damit scheidet bei meinem Sportverständnis der oftmals einseitig betriebene Leistungssport genauso aus wie das Hochseeangeln oder Schachspielen. Geeignete Fitnesskonzepte wären Ausdauer- oder Krafttrainingseinheiten kombiniert mit turnerischen (z.B. Handstand) bzw. gymnastischen Elementen (z.B. Sprünge mit Drehungen oder Schrittkombinationen) oder Übungen aus Yoga oder Pilates. Auch sogenannte Stabilitätsübungen (z.B. stehen auf Holzkreiseln oder gehen auf einer Slackline) könnten ergänzt werden. Bei chronischem Zeitmangel empfiehlt Beck4 HIT (High Intensity Training), das sich durch kurze, aber sehr intensive und abwechslungsreiche Trainingseinheiten auszeichnet.

Das oben formulierte Sportverständnis gründet auf Gedanken, die ich zum Teil von Beck5 übernommen habe. Beck sieht übrigens einen Zusammenhang zwischen Sport und der Ausbildung sogenannter exekutiver Funktionen wie Arbeitsgedächtnis (A), Inhibition (I) und kognitiver Flexibilität (F). Sport fördert, so Beck, erstens die Fähigkeit, „… Informationen, kurzzeitig zu speichern und damit im Geiste zu arbeiten.“ (A), zweitens „… spontane Impulse zu unterdrücken, die Aufmerksamkeit willentlich zu lenken und Störreize auszublenden.“ (I) sowie drittens „… die Fähigkeit, den Fokus der Aufmerksamkeit zu wechseln, sich schnell auf neue Situationen einstellen und andere Perspektiven einnehmen zu können.“6 (F).

Weiterhin ist der Sport, der hier zugrunde gelegt wird, nicht an bestimmte Sportstätten (Sportplatz/-halle oder Fitnessstudio) gebunden, sondern fast überall auszuüben (zuhause in der Wohnung, auf der Arbeit z.B. im Büro, auf Geschäftsreise im Hotel oder in den Räumlichkeiten eines Mediators). Kleines Equipment im Büro (z.B. Gymnastikmatten, Springseile, Pezzi-Bälle, Jonglierbälle, Liegestütz-Bars, Holzkreisel, Thera-Bänder und vieles mehr) sowie die zweite Joggingausrüstung und Duschzeug im Auto oder im Handgepäck machen flexibel und können auch Coaches und Mediatoren unterstützen.

Der hier verwendete Ansatz von Sport ist aus der Sicht des Sportlers (vielleicht auch des Medianten, Mandanten oder Meditierenden) eine funktionale Angelegenheit, die trotzdem Spaß macht. Der Sportlehrer (vielleicht auch Mediator, Coach oder MBSR-Lehrer) wird als Personal-Trainer gesehen, der eine Leistung anbietet, die der Sportler braucht und wünscht.

 

1 Röthig, P. (Red.), Sportwissenschaftliches Lexikon, 1983, S. 339.
2 Vgl. ebenda, S. 338 f.
3
Beck, F., SPORT MACHT SCHLAU, 2014, S. 53.
4 Vgl. ebenda, S. 94 f.
5 Vgl. ebenda, S. 62 f.
6 Ebenda, S. 22 f.

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